Donner
Donner
★ HC/Punk from Aschaffenburg ★
Donner ist eine energiegeladene Punkband, die verschiedene Stile des Punk und Hardcore mit eingängigen Melodien verbindet. Ihre Texte bewegen sich zwischen Melancholie und Hoffnung, mal persönlich, mal politisch, und werden von einer kraftvollen, wütenden Stimme ohne Kompromisse vorgetragen.
Interview mit Donner
„Sellemols“ ist ein mundartlicher Begriff der „früher“ oder „damals“ bedeutet. Früher war alles besser, oder eben auch nicht.
Wie seid ihr zum Punk gekommen, welche Auslöser gab es laut und wütend zu werden?
Yannick: Bei mir fing das alles so mit ca. 13 Jahren zusammen mit meinem damaligen besten Freund an. Wir kamen aus einem 2000-Seelen-Dorf und hatten keinen Bock auf die spießigen alten Menschen und die Einöde dort.
Die Ablehnung gegenüber dem spießbürgerlichen Leben war also da, fehlte nur noch die Musik, um dem Ganzen noch eine Stimme zu verleihen.
Zum Glück gab es unsere Schüler-Tickets und eine halbwegs gut sortierte CD-Abteilung im 60 km entfernten Aschaffenburger “Müller”. Hier haben wir reihenweise “Es lebe der Punk” und “Schlachtrufe BRD” Sampler geklaut, einfach weil uns die Cover und Bandnamen hart abgeholt haben. Das war so der erste Kontakt zu Punk-Musik und von da an gab es fast wöchentlich “Shoppingtouren” zum “Müller”. Nicht viel später wurde dann auch schon der erste Iro rasiert und die alten Armeestiefel von Papa aus dem Keller geholt.
Damit hatte unser kleines Scheißkaff dann auch seine ersten beiden Dorfpunks.
Sebastian: Ich bin in einem kleinen Dorf im Spessart aufgewachsen. Dort war man entweder Dorfmetaler, Normalo oder Bauernfascho. Das fand ich aber alles scheiße. Meine Bandkollegen behaupten zwar, es gäbe noch ein Foto von mir, wie ich mit 12 Jahren vor einer Manowar Fahne pose. Davon weiß ich aber nix 😉
Mit Punk bin ich dann irgendwann Ende der 90er in Kontakt gekommen und war sofort angefixt. Gegen Faschos und Bullen war ich eh schon und dann gab es auch noch Bands die darüber Songtexte schrieben. Ich war sofort Feuer und Flamme. Wir hingen viel im örtlichen Juze ab und waren recht schnell eine größere Clique, die später auch selbst Konzerte organisierte. Außerdem veranstalteten wir die ersten und einzigen Chaostage in einem 5000-Einwohner-Dorf, welche für mich mit Sozialstunden auf dem Bauhof endeten. Typische Dorfpunk-Karriere sozusagen.
Ben: Über verschüttete Milch weinen war noch nie sexy. Wir sind global alle, seit ich denken kann, von einer in die nächste Scheiße gerutscht, es gibt keine Optionen auf Besserung, Rechtsruck wie '33, da wird man nur wütend über die Welt und alles was sie schlecht macht - punk ist dead but it isn't, gegen Yuppie Schweine helfen nur Straßen Steine
Basti: Ich hab schon sehr früh gemerkt, dass Musik bei mir einiges auslöst bzw. mich stark beeinflusst. So hab ich dann angefangen, Drums zu spielen und komme eigentlich aus dem Death Metal / Hardcore. Die Jungs sind aber schon sehr viele Jahre Freunde von mir und als sie auf Drummersuche waren, war das natürlich naheliegend.
Hardcore Punkbands gibt es ja so einige, was unterscheidet euch, und wiehabt ihr zusammen gefunden?
Donner: Was und ob uns etwas unterscheidet, müssen andere sagen, z.B. schlaue Musikrezensenten. Wir können nur sagen, wie wir es machen und welche Einstellung wir zum Musik machen haben. Da sind wir nämlich alle recht ähnlich gestrickt. Wir haben zwar alle unsere Wurzeln mehr oder weniger im Punk, bringen aber auch andere Einflüsse mit rein. Wir machen einfach, was uns gefällt und was beim Jammen entsteht. Yannick hat meistens eine Idee für einen Riff und dann probieren wir zusammen aus und arrangieren alles andere drumrum. Wir legen uns nicht von vornherein fest. Manchmal kommt dann etwas Ruhigeres dabei raus wie „Zurück ins Elend“ oder eher was Hardcorelastigeres wie „Normal kaputt“. Das ist vermutlich definitiv nichts für die große Masse. Aber das ist uns Wurscht. Wir wollen das machen, was uns Spaß macht und gefällt. Das kann ein wilder Mix aus verschiedenen Stilen werden oder ein 3-Akkorde-Ballersong.
Die Szene in Aschaffenburg ist sehr klein. Hier kennt im Prinzip jeder jeden. Angefangen haben Sebastian und Yannick ca. 2017 damals noch mit einem anderen Schlagzeuger und Bassisten. Der erste Bassist hat es leider nicht bis zum ersten Auftritt geschafft, da er einfach leider zu schlecht war. Dann hat kurzerhand Sebastian den Bass für den Auftritt übernommen. Bei der nächsten Probe hatte Yannick dann Ben dabei, der uns seitdem am Bass treu geblieben ist. Irgendwann hat uns dann unser Schlagzeuger im beidseitigen Einvernehmen verlassen, weil es einfach nicht mehr gepasst hat. Damals hatten wir aber noch einige Gigs welche zugesagt waren. Diese wollte er eigentlich noch mitspielen, ist aber dann leider nie mehr aufgetaucht. Also musste vorübergehend Mirco ran. So haben wir unseren Drumcomputer getauft, mit welchem wir tatsächlich drei Gigs erfolgreich gespielt haben. Natürlich waren wir ab diesem Zeitpunkt auf der Suche nach einem neuen Drummer, den wir schließlich mit Basti fanden, worüber wir sehr glücklich sind.
Von 'Tresengeschichten' zu 'doch kaputt' bis 'Zurück ins Elend'… Wie beschreibt ihr eure Entwicklung, was prägt euch vor allem?
Donner: Technisch und vom Songwriting hat sich seit Tresengeschichten einiges getan. Wir sind auf jeden Fall wesentlich experimentierfreudiger und kreativer geworden. Durch Bastis Schlagzeugspiel auch schneller und härter. Uns prägt vor allem das Leben in der Kleinstadt und die schreckliche politische Lage mit Rechtsruck, Krieg, Klimakrise etc.
'Zurück ins Elend' ist nicht nur der Titel zu einem Song, sondern beschreibt auch ganz gut die allgemeine Lage hier und in der Welt.
Ihr kommt aus Aschaffenburg in Unterfranken, was ja im weitesten Sinne Bayern bedeutet 😉
Wie steht es bei euch um die Subkultur, wie sehr müsst ihr euch Räume erkämpfen, und welche Locations könnt ihr ans Herz legen?
Donner: Als Bayern fühlen wir uns eigentlich nicht. Aber klar merkt man das schon, dass die Bullen am Bahnhof in Frankfurt anders sind als die am Aschaffenburger Bahnhof.
Die Szene ist sehr klein, da wir das große Problem haben, dass viele nach Leipzig, Berlin oder Hamburg ziehen, wenn sie älter sind, zum Studieren oder so. Aber es kommen gerade nach vielen Jahren der Stagnation wieder frische junge Leute und Bands nach. Es tut sich ein bisschen was. Eigentlich gibt es nur zwei Locations von und für die Szene. Das ist die Kollektivkneipe Hannebambel, welche seit Ende der 80er existiert und wo auch ab und zu kleinere Konzerte stattfinden. Außerdem der Stern e.V., in dem Teile von uns auch Mitglieder sind. Das ist ein Verein für politische und kulturelle Bildung, welcher eine kleine Eckkneipe betreibt, in der auch immer wieder Konzerte, Lesungen und Vorträge stattfinden.
Das Cover von „Zurück ins Elend“ spiegelt den Titel sehr gut wieder, wer ist der kreative Geist dahinter?
Donner: Die Idee haben wir gemeinsam mit Christian Wadel erarbeitet und er hat das Ganze dann auf Papier gebannt. Normalerweise macht er großartige fotorealistische Kunst. Checkt ihn gerne mal auf @3lements.art auf Instagram aus.
Wenn ihr in dieser Welt etwas sofort verändern könntet, was wäre für euch das wichtigste?
Donner: Kapitalismus abschaffen! Und gegen ein Wirtschaftssystem ersetzen, das nicht auf Konkurrenz und Profitmaximierung ausgelegt ist, sondern nach den Bedürfnissen der Menschen. Natürlich ist uns bewusst, dass damit nicht alle anderen Probleme wie z.B. das Patriarchat, Rassismus, Antisemitismus etc. von heute auf morgen verschwinden und gelöst sind, aber es wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung, um ein gutes Leben für alle zu erreichen.
Das Interview führte Anna Rchie
16.12.2025

