Es ist fast unmöglich, Informationen über die Band Brigade of Bridge im Internet zu finden, obwohl ihr in der indonesischen Punkszene praktisch legendär seid. Und das obwohl ihr Konzerte gespielt habt, bei denen Hunderte oder sogar Tausende von Leuten eure Lieder mitgesungen haben, obwohl sie englischgsprachig sind!

Wie kam es also zur Gründung von Brigade of Bridge?
Damals – so um 1998 – waren wir einfach ein paar Kids, die auf der Brücke im Stadtzentrum rumhingen. Diese Brücke wurde zu unserem Treffpunkt, unserem Stammlokal und schließlich zur Wurzel unseres Namens: Brigade of Bridge. Wir verkauften und tauschten dort Punk-Tapes mit Kopien von Underground-Bands, die man damals in Musikläden nicht finden konnte. Das Internet war damals noch nicht so wie heute – alles wurde von Hand zu Hand weitergegeben, durch mündliche Empfehlung, von Herz zu Herz.
Aus dieser Szene entstand die Band, ungeplant, sie wuchs einfach organisch. Wir wurden inspiriert von der rohen Energie des Streetpunk, von den Kämpfen, die wir um uns herum sahen, und von der Idee, dass Musik eine Stimme für diejenigen sein kann, die im täglichen Leben keine hatten, diejenigen ohne Familie, Freunde, Liebe usw.
Natürlich hat sich im Laufe der Jahre einiges verändert. Mitglieder kamen und gingen, und auch unser Sound entwickelte sich weiter. Doch der Spirit – die DIY-Ethik, das soziale Bewusstsein und die Verbundenheit mit unserer Community – blieb derselbe. Auch heute noch ist es für uns keine Selbstverständlichkeit, wenn Menschenmassen unsere Texte mitsingen (sogar auf Englisch!). Es erinnert uns daran, woher wir kommen und warum wir überhaupt angefangen haben.
Was hat euch beeinflusst?
Am meisten wurden wir vom rohen und kompromisslosen Sound von Bands wie The Exploited, The Casualties, A Global Threat, The Unseen und Self Destruct beeinflusst. Diese Bands waren unser Soundtrack, als wir aufwuchsen – laut, ehrlich und kompromisslos. Ihre Streetpunk-Energie berührte uns tief, vor allem, weil es in ihren Texten um Kampf, Widerstand und den Alltag ging – Dinge, die wir selbst kannten, selbst von der anderen Seite des Globus aus.
Dieser raue, rohe, ungeschliffene Sound prägte unsere Identität als Brigade of Bridge. Wir wollten weder poliert noch kommerziell wirken – wir wollten einfach authentisch sein. Von der Art, wie wir unsere Texte schrieben, über unsere Kleidung bis hin zu unseren Live-Auftritten – alles war von dieser Straßenenergie inspiriert. Wir nahmen diese Einflüsse und vermischten sie mit unserer eigenen Realität hier in Indonesien. So entstand ein Sound, der im Geist global, aber in der Stimme lokal ist.
Was waren die größten Herausforderungen für euch als Streetpunk-Band in Jarkata?
Eine der größten Herausforderungen für uns als Streetpunk-Band aus Jakarta war es, uns treu zu bleiben. Im Laufe der Jahre kamen und gingen Punkmusiktrends. Wir waren von verschiedenen Punk-Subgenres umgeben – manche kultivierter, manche moderner – und immer herrschte dieser Druck, ob ausgesprochen oder unausgesprochen, uns anzupassen oder zu verändern, nur um "den Anschluss nicht zu verlieren".
Aber von Anfang an sind wir dem rauen Streetpunk-Sound verschrieben. Er macht uns aus. Obwohl wir im Laufe der Zeit viel Musik gehört und verschiedene Stile kennengelernt haben, haben wir uns entschieden, konsequent zu bleiben. Es ist nicht immer einfach – manchmal erwarten die Leute, dass man sich weiterentwickelt –, aber wir glauben an die Botschaft und den Geist des Streetpunk. Diese Beständigkeit hat uns all die Jahre am Laufen gehalten, auch wenn es nicht der beliebteste oder einfachste Weg ist.
Hat sich die Band im Laufe der Jahre verändert?
Überhaupt nicht! Wir haben uns nicht verändert – selbst die Mitglieder sind dieselben geblieben. Wir waren einfach nur mit dem Leben beschäftigt … und vielleicht auch ein bisschen faul, hahaha. Ehrlich gesagt, hat dieses Album deshalb so lange gedauert – es hat 12 Jahre gedauert. Kein großes Drama, nur das echte Leben hat uns ausgebremst. Aber der Spirit ist immer noch da, laut und roh wie eh und je.
Hat die Band nur Songs auf Englisch oder versucht ihr es auch auf Indonesisch?
Die meisten unserer Songs sind auf Englisch – das fühlt sich für uns universeller an. Ich habe irgendwann mal darüber nachgedacht, Texte auf Indonesisch zu schreiben, aber ehrlich gesagt, war das etwas komisch, hahaha. Trotzdem respektiere ich es sehr, dass so viele großartige Bands in Indonesien kraftvolle Punksongs auf Bahasa schreiben können – das passt so gut und ich liebe es.
Vielleicht liegt es daran, dass wir mit Bands wie The Exploited, The Casualties, The Unseen und A Global Threat aufgewachsen sind – dieser raue Streetpunk-Sound hat uns total beeindruckt, und Englisch ist für uns irgendwie die natürlichen Art, diese Energie auszudrücken. Aber wer weiß? Vielleicht schreien wir eines Tages auch eine richtige Streetpunk-Hymne auf Bahasa.

Wie kam es dazu, dass ihr als indonesische euer drittes Album auf einem US-Label veröffentlicht habt?
Die Gespräche mit dem US-Label begannen schon 2010 oder 2011. Sie waren interessiert und wir waren begeistert – aber ihr wisst ja, wie das Leben so spielt. Einige von uns zogen ins Ausland, andere waren mit Arbeit und Alltagsverpflichtungen beschäftigt, und alles verzögerte sich. Was also schnell hätte gehen sollen, zog sich am Ende über viele Jahre hin. Aber endlich ist es soweit – nach über einem Jahrzehnt wird es Wirklichkeit: Das dritte Album erscheint auf Vinyl!
Sind die USA nicht etwas weit weg von Indonesien oder kennt Punk schlicht keine Grenzen?
Genau – das ist der Kern der Sache: Punk kennt keine Grenzen. Egal, ob du aus Jakarta oder einem besetzten Haus in Berlin schreist, der Geist ist derselbe. Musik, insbesondere Punk, durchbricht Geografie, Sprache und Grenzen. Deshalb ist ein Satz wie "Fuck Borders" so präsent – er ist nicht nur politisch, sondern betrifft die Punkszene persönlich. Es geht darum, Mauern einzureißen, nicht nur buchstäbliche, sondern auch kulturelle und soziale Grenzen.
Ja, es mag weit weg von Indonesien zu einem US-Vinyllabel sein, aber beim Punk ging es sowieso nie darum, sich an Grenzen zu halten.
Dafür, dass das Cover eurer neuesten LP „Forever Punk“ so unglaublich detailiert designt ist, ist es super bunt! Als sei Cyberpunk in einem Comicbuch explodiert! Das sprengt den im Gengre üblichen einfarbigen Schwarz-Weiss-Stil komplett. Deshalb wäre es echt interessant, mehr über das Konzept zu eurem Cover zu erfahren. Es ist wirklich ein fantastisches Kunstwerk!
Wir freuen uns, dass euch das aufgefallen ist!
Das Lustige ist: Was wie ein mutiges Konzept wirkt, entstand eigentlich ganz simpel: Wir wollten einfach mit der typischen Punk-Ästhetik brechen – wie du schon sagtest, weg von den üblichen Schwarz-Weiß- oder Zweifarb-Covern. Wir dachten: Warum nicht einfach mal alles anders machen?
Für „Forever Punk“ haben wir uns für ein Steampunk-inspiriertes Thema entschieden, es aber mit Leben und Chaos gefüllt – fast wie ein Cyberpunk-Acid-Trip. Es ist durcheinander, bunt, detailüberladen – denn so hat sich das Leben über die Jahre angefühlt: intensiv, unorganisiert, aber dennoch irgendwie zielstrebig. Genau wie Punk.
Das ist auch eine Art zu sagen: Punk muss nicht gleich aussehen, um sich gleich anzufühlen. Die Aggression, der Spirit – all das ist immer noch da, nur diesmal in voller Farbenpracht.
Welcher Song vom neuen Album ist dich textlich am wichtigsten? Welcher Song ist deiner Meinung nach ein absolutes Muss?
Für mich persönlich ist das „Angel With No Wings“. Mir sind beim Aufnehmen tatsächlich die Tränen gekommen – so persönlich ist es. Der Text spiegelt einen Teil meines Lebens wider, der mich zu dem gemacht hat, der ich heute bin. Wäre dieser Moment, diese Person oder dieses Erlebnis nicht passiert … dann wäre ich vielleicht nicht mal hier, oder wir würden uns vielleicht nicht einmal kennen. „Angel With No Wings“ ist nicht nur ein Lied — es ist ein Stück meiner Seele, gepresst auf Vinyl.
Einer der Songs auf dem Album ist besonders interessant, weil er direkt die Namen, Bands und Plattenlabels der Jakartaer-Punkszene thematisiert. Ja, wir sprechen von „Jakarta Street Punk Generation“. Wie kamt ihr zu diesem Song und welche Resonanz hat er in der Jakartaer Punkszene hervorgerufen?
„Jakarta Street Punk Generation“ dreht sich um Stolz und Solidarität. Es ist unsere Hommage an die Bands, Crews und Labels, die die Jakartaer Streetpunkszene lebendig gehalten haben – laut, roh und authentisch. Wir haben ihn geschrieben, um zu würdigen, dass so viele von uns auch nach all den Jahren noch immer denselben Musikstil spielen, mit demselben Spirit und mit denselben alltäglichen Herausforderungen.
Es ist nicht nur Nostalgie – es geht ums Überleben. Wir sind immer noch da, wir schreien immer noch und stehen immer noch für das ein, woran wir glauben. Die Reaktion der Szene war wertschätzend – die Leute fühlen sich gesehen, gehört und repräsentiert.
Das Lied „Forever Punk“ ist dem Zusammenhalt innerhalb des Punks gewidmet. Wie ist die Situation in der Punk-Community in Indonesien heute?

Bei „Forever Punk“ dreht sich alles um Zusammenhalt und Erneuerung. Die Punk-Community in Indonesien – insbesondere in Jakarta, einer der größten und aktivsten Punkszenen der Welt – blüht auch heute noch dank dieses solidarischen Gedankens.
Es geht darum, die alten Punks zu respektieren, die den Weg geebnet haben, und die jungen Punks zu unterstützen, die die Fackel weitertragen. Die Szene ist vielfältig – manche spielen Hardcore, andere Streetpunk oder Crust –, aber letztendlich sind wir alle Teil desselben Kampfes, derselben Kultur. Wir glauben daran, uns gegenseitig zu unterstützen, unabhängig von Stil oder Herkunft. Das hält Punk hier am Leben.
Im November 2023 habt ihr Solidaritäts-T-Shirts für Palästina mit dem Slogan „Wenn Ungerechtigkeit zum Gesetz wird, wird Widerstand zur Pflicht“ gedruckt, um für die Opfer der humanitären Krise in Palästina zu spenden. Erzähl' uns von diesem Projekt.

Es war eigentlich ganz einfach. Wir hatten schlicht das Bedürfnis, etwas zu tun, um zu helfen. Angesichts allem, was abging, der Ungerechtigkeit, des Leids fühlte es sich falsch an, zu schweigen. Die Welt wird so verzerrt, dass sich der Wahn manchmal realer anfühlt als die Realität. Aber im Grunde müssten wir einfach nur menschlich sein.
Deshalb haben wir diese T-Shirts entworfen und bedruckt, mit einer Botschaft, die unsere Werte widerspiegelt: Wenn Ungerechtigkeit zum Gesetz wird, ist Widerstand nicht nur irgendeine Wahlmöglichkeit – er liegt in unserer Verantwortung. Der gesamte Erlös kam der humanitären Hilfe für Opfer in Palästina zugute. Es war keine große Kampagne, keine sonderlich auffällige Aktion – einfach Punks, die taten, was sie konnten, und dem Geist von Solidarität und Widerstand treu zu bleiben.
Welche Zukunftspläne habt ihr? Werden wir euch bald auf einer Tour außerhalb Indonesiens sehen?
Wir würden gerne außerhalb Indonesiens touren – in südostasiatischen Ländern, Japan, Europa, den USA – überall dort, wo pure Streetpunk-Energie gefragt ist. Wir wissen, dass das mit dem üblichen Ärger verbunden ist: Visa, Reisekosten, Logistik … aber hey, Punk darf ja träumen, oder? Und wenn wir die Chance bekommen, sind wir da – laut, stolz und bereit, richtig abzurocken.
Bis dahin: "YOU KNOW WHO YOU ARE!!!!"