Allee der Diktatoren
Allee der Diktatoren
★ Melodic punk from Berlin ★
Marcus Thiele (drums), Stephan Patschicke (git), Max Kästner (bass) und Mike Gutsche (vox, git) sind schon lange auf den Bühnen unserer Republik unterwegs. Die vier Berliner klingen dringend und provokant, mal hektisch in die Saiten greifend und mal tragend bis hymnisch. sediments.
Interview mit Allee der Diktatoren
Nietzsche hatte recht, Gott ist tot, denn es gibt das 2. Album der Allee der Diktatoren. Welchen Glaubensfragen musstet ihr euch während der Entstehung des Albums noch stellen?
Stephan: Die Frage nach dem Sinn des Lebens - frei nach Monty Python Mike: Ist das zweite Album eigentlich das erste Album? Digital oder analog ? Streaming oder Vinyl? Helles oder Pilsner?
Einen dermaßen gequälten und erniedrigten Gegenstand wie Fuzzy zum Sprachrohr zu degradieren, hat schon etwas diktatorisches. Entstehen so auch eure Songs?
Mike: Im Umgang mit Fuzzy kann man nicht von Vorsatz ausgehen. Es ist wie in jeder Beziehung: Unzufriedenheit entsteht immer dann, wenn sich der andere nicht gesehen, verstanden oder wertgeschätzt fühlt. Wir haben Fuzzy vor seiner Selbstermächtigung gar nicht als so gequält wahrgenommen.
Max: Beim Erarbeiten der Lieder ist es etwas anderes, da kann man durchaus von Vorsatz sprechen. Mike kommt meistens mit einem Demo an und gibt dann jedem das Gefühl, dass man sich mit seinen Vorschlägen und Ideen einbringen kann, dann wird lange rumgeschraubt und ausprobiert, bis der Song endlich wieder so klingt wie auf dem Demo, aber alle das Gefühl haben, sich voll mit eingebracht zu haben. Also nur etwas manipulativ und nicht diktatorisch.
Analoge Soundgestaltung- ehrlich, offen und wild… oder habt ihr einfach nichts zu verlieren?
Max: Ja.
Mike: Gewinnen und Verlieren sind nicht die Kategorien, in denen wir denken. Uns geht es darum, etwas auszusagen und so kann alles in Verbindung mit diesem Album als Statement verstanden werden. Vom Sound über das Artwork, die Art und Weise wie die Platte aufgenommen wurde bis zu den Texten. Wir haben versucht, unsere Sicht der Dinge in allen Ebenen eines Albums umzusetzen und beim Sound hatten wir mit Andi Bukelini einen Produzenten und Toningenieur an unserer Seite, der uns genau das ermöglicht hat.
Stephan: Wir haben uns für Analog-Love entschieden und gegen Digital-Bitch.
Jeden Tag ist Krieg, wie viel Humor, Sarkasmus und Liebe müsst ihr euch heute bewahren, um ausschließlich musikalisch alles in Brand zu stecken?
Stephan: Sarkasmus entsteht durch enttäuschte Liebe - viel Liebe zum Leben und die Enttäuschung über die menschliche Performance treiben uns an. Wir schließen uns da mit ein.
Max: Ich stecke auch abseits der Musik alles in Brand.
„Spiegel“ ist mein persönlicher Favorit, eingängiger Ohrwurm und perfekter Kopfhörersound für eine Odyssee durch urbanen Raum. Achtsamkeitsfaschisten, Phrasenbrei, Aufmerksamkeitssuchtsyndrom. Wieviel I-C-H spiegelt sich bei euch?
Stephan: Alle 3 Buchstaben natürlich. Dafür haben wir die Tonleiter um den Ton I erweitert.
Mike: Irgendwas von den in Spiegel beschriebenen Personen steckt in jedem von uns, da will ich mich nicht ausnehmen. Es ist im Text natürlich etwas zugespitzt, da es ja immer nur ganz kurze Sequenzen sind. Aber es gibt Tage in denen man genau nur diese Sequenzen wahrnimmt und dann entsteht so ein Lied.
2016 habt ihr euer 1. Konzert im Wohnzimmer der Försterei gespielt - klein und fein. Welche Dimension liegt euch da eher, die tobende Masse, ausgewählte Gäste oder irgendwas dazwischen?
Stephan: Wir spielen für einen oder für tausend. Entscheidend ist wie viele Personen man mit seiner Musik berührt.
Max: Sehe ich auch so. Wie Mike vorhin schon gesagt hat: Uns geht es darum, etwas auszusagen. Umso mehr Menschen wir durch unsere Songs zum Nachdenken und Handeln bewegen können umso besser. Als Konzertgänger stehen wir aber alle - glaube ich - auf die schön kleinen schwitzigen Läden.
Die Plattencover von Antifunktionierer sind absolute Unikate. Recycling oder hofft ihr, eure Platten verkaufen sich zwischen bekannten Covern namhafter Künstler besser?
Stephan: Ganz klar Recycling. Aus alt macht neu und das passiert mit einem gewaltigen Splash mitten ins Herz von hinten durch die Brust. Das ganze ist 4 dimensional zu verstehen… Mindestens.
Mike: Ich denke, die Cover sind auf jeden Fall etwas Besonderes, vor allem wegen der Zusammenarbeit mit punkArbeit. Im Zuge des Bedruckens hatten wir die Cover so oft in den Händen, dass wir zu jedem einzelnen schon eine persönliche Beziehung aufgebaut haben. Am liebsten würden wir sie alle behalten.
Während ich mir all diese Fragen ausgedacht habe, lief ununterbrochen eure Musik. Erstaunlicherweise hat mich das nicht abgeschreckt - im Gegenteil: Wann können wir, die wir euch hoffnungslos verfallen sind, euch live erleben? Und arbeitet ihr schon an mehr?
Stephan: Wir arbeiten mehr, um weniger zu bekommen. Scherz. Ideen sind noch genug vorhanden und müssen nur umgesetzt werden. Leider besitzen auch Diktatoren keine Glaskugel, obwohl die meisten uns das vorgaukeln. Aber Vorsicht, das ist eine Lüge. Smile Twinkel
Max: Am 05.12.25 im Franken in Berlin Kreuzberg wollen wir unsere Record Release Party feiern. Da wir unsere Platte in Kreuzberg aufgenommen haben, wollten wir dort auch die Release Party machen. Wer es räudig mag, sollte also vorbei kommen.
Vielen Dank für diese Einblicke in euren musikalischen Alltag und für eure Zeit!
13.11.2025
